Zusammenfassung des einführenden Beitrages von Karl-Heinz Peil am 14.11.2024 im Rahmen der Veranstaltung der Initiative „Takt vor Tempo Rhein-Main“. Die redaktionelle Bearbeitung und textliche Zusammenfassung auf Basis der Video-Aufzeichnung erfolgte von Herbert Storn
Inhalt
Alternativen!
Im einführenden Beitrag ging Karl-Heinz Peil auf den Charakter der Veranstaltung ein. Obwohl die drei nachfolgenden Referenten unterschiedliche Aspekte beleuchten sollten, finde sich bei allen jeweils als wichtigstes Stichwort: Alternativen. Denn darum gehe es in allen drei Referaten eigentlich vorrangig. Detaillierte Kritikpunkte an dem Fernbahntunnelprojekt seien ebenso zahlreich wie für die Begründung des Projekts, so dass man leicht „vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht“.
Peil begründete auch, weshalb kein Vertreter der Bahn mit auf dem Podium sitze. Schließlich habe die Bahn eine Fülle von Möglichkeiten, ihre Sicht des Projekts in die Öffentlichkeit zu transportieren: vorausgegangene Info-Veranstaltungen mit der DB InfraGO und deren Projekt-Homepage, dem Dialogforum samt Vertiefungsterminen, sowie mittlerweile zahlreiche Presseberichte.
Dennoch wurde dem DB-Projektleiter Dr. Nolte zugesagt, dass eine Wortmeldung seinerseits oder die eines Kollegen der DB InfraGO per Video in jedem Fall in der Diskussionsrunde erfolgen könne, bzw. per Video-Dokumentation auch im Nachhinein möglich sei.
Dialogforum: Fast alle stehen hinter dem Projekt?
Sowohl in dem Dialogforum also auch im innerstädtischen Diskurs mit der medialen Darstellung könne man den Eindruck bekommen, dass fast Alle hinter diesem Projekt stünden. Denn selbst in Umweltverbänden gebe es dazu trotz grundsätzlicher Kritik keine einheitliche Meinung.
Mit zunehmender Planungskomplexität kommen die Probleme zutage
Sein persönlicher Eindruck aus den bisherigen Sitzungen des Dialogforums sei aber, dass mit fortschreitender Planungstiefe auch die 2021 vorgestellte Machbarkeitsstudie darauf hin hinterfragt werden müsse, was denn dort überhaupt als „machbar“ zugrunde gelegt wurde – bzw. was nicht.
Denn die aktuelle Diskussion zeige immer mehr, dass die planerische Komplexität des Projektes keinesfalls zu einer guten Lösung, sondern allenfalls zu einer Vorzugsvariante führen wird, begleitet von vielen Kritikpunkten im Detail – auch seitens der Befürworter des Projektes.
„Der Fernbahntunnel ist nicht Stuttgart 21“ ?
Wegen der Verzögerungen bei der Deutschen Bahn kam Prof. Monheim verspätet an, sodass die Reihenfolge der Referenten umgestellt werden musste und Dr. Hans-Jörg Jäkel als Erster einstieg.
Als kurze Einleitung zu seinem Vortrag gab Peil noch einen „Hinweis in eigener Sache“: Die 2021 vorgelegte Machbarkeitsstudie beschäftigte sich auf den etwa 170 Seiten des Erläuterungsberichtes zum überwiegenden Teil mit der Brandsicherheit und den Rettungskonzepten im Tunnel und dem Tiefbahnhof.
Aufgrund seiner langjährigen beruflichen Vorbelastung habe er sich deshalb diese Thematik vorgenommen und zusammen mit der speziellen Expertise von Hans Heydemann aus Stuttgart und Christoph Engelhardt aus München bereits Anfang letzten Jahres eine fachtechnische Bewertung des Brandschutzes in der Machbarkeitsstudie vorgelegt.
Beide Ko-Autoren setzten sich bereits seit mehr als 15 Jahren mit dieser Problematik in Stuttgart auseinander. Beide würden auch aufgrund ihrer fachtechnischen Expertise die nun von Hans-Jörg Jäkel behandelte Aussage – von der DB InfraGO häufig zu hören – „Der Fernbahntunnel ist nicht Stuttgart21“ wohl eher in Abrede stellen. Doch beide Projekte hätten natürlich eine Vielzahl von Kriterien, die zu einer Gesamtbewertung führen – mit Verweis auf den anschließenden Beitrag von Hans-Jörg Jäkel aus Stuttgart.
Worum es bei dem Schienennetz der Bahn ganz grundsätzlich geht
Zum Referat von Prof. Monheim führte Peil wörtlich aus:
Wir sind uns hier wohl alle einig darin, dass ein Ausbau des bestehenden Schienennetzes zwingend notwendig ist. Während es hierbei darum geht, die Quantität von Verkehrsträgern und Nutzern der Schiene zu erhöhen, rückt in der letzten Zeit immer mehr die Verbesserung der Qualität des Schienennetzes in den Vordergrund. Der immer vordringlicher werdende Sanierungsbedarf war bei Vorstellung des Deutschlandtaktes und anschließend des Fernbahntunnelprojektes Ende 2018 noch nicht im Fokus der öffentlichen Debatte, wenngleich auch damals bereits absehbar. Durch die politischen Debatten der letzten Monate und die aktuell sich abzeichnende Nicht-Verabschiedung des Bundeshaushaltes 2025 steht nun zusätzlich die Mittelbereitstellung für Großprojekte und deren Sinnhaftigkeit im Fokus.
Peil wies schließlich darauf hin, dass das bundesweite Netzwerk „Aktionsbündnis Bahn Bürgerinitiaven Deutschland“, das 2022 von etwas mehr 20 Bürgerinitiativen gegründet wurde, mittlerweile auf mehr als 40 Initiativen angewachsen sei, wozu auch seit März 24 die veranstaltende Initiative „Takt vor Tempo Rhein-Main“ gehöre.
In dem ausliegenden 4-seitigen Flyer werde auf ein vor mehreren Monaten vorgelegtes Konzept verwiesen, das sogar noch von wesentlich mehr Initiativen bundesweit getragen wird und eine fachlich fundierte Überarbeitung des Deutschlandtaktes fordert. Und um den Deutschlandtakt gehe es ja auch als entscheidende Begründung für den Fernbahntunnel.
Die eigentliche Expertise sei aber im Umfeld dieses Bündnisses bei der „Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene“ angesiedelt. Zwei prominente Vertreter dieser Expertenrunde waren mit Klaus Gietinger und Heiner Monheim bei dieser Veranstaltung als Referenten vertreten.. Letzterer ist auch der Namensgeber für unsere Initiative Takt vor Tempo (Rhein-Main). Dieses bundesweite Konzept ist kompakt auf der zweiten Seite des Flyers dargestellt.