von Karl-Heinz Peil – BUND Hessen
Liebe Freundinnen und Freunde,
wenn ihr alle, die ihr hier steht, mal einen Blick rückwärts nach oben werft, dann seht ihr eine große Tafel mit Fraport-Werbung für Nachhaltigkeit. Zu sehen ist eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage, die bereits vor paar Jahren als Pilotanlage an der Startbahn West installiert wurde. Diese große Werbetafel ist mir bereits vor ziemlich genau einem Jahr bei unserer Kundgebung an dieser Stelle aufgefallen. Eine große Installation auf dieser Basis erfolgte aber erst vor einigen Monaten entlang der gesamten Westseite der Startbahn West und teilweise noch an der Ostseite.
Grundsätzlich spricht sich der BUND für einen Ausbau der Photovoltaik-Anlagen aus und wir wollen keineswegs diese neu errichtete Anlage in ein schlechtes Licht rücken.
Der BUND ist aber auch kritisch gegenüber Projekten auf Freiflächen, solange das Potenzial auf vorhandenen Dachflächen nicht genutzt wird. Damit sieht es jedoch auf dem Flughafengelände noch sehr dürftig aus. Von den vorhandenen Dachflächen auf dem riesigen Fraport-Betriebsgelände sind eben mal 13.000 m² mit Solarmodulen belegt, was gerade mal 5% der Fläche entspricht, die jetzt an der Startbahn West hinzu gekommen ist. Doch damit wird nur ein Bruchteil des gesamten Strombedarfs der Fraport gedeckt, der nach eigenen Angaben sich in der Größenordnung von Städten wie Aschaffenburg oder Heidelberg bewegt. Außerdem: Mit den Planungen des Terminal 3 wurde ursprünglich mal von der Fraport die Geothermie als Energiequelle groß angekündigt, dann aber nach erfolgten Probebohrungen sang- und klanglos beerdigt.
Jetzt ist geplant, den zumindest größten Teil des Strombedarf durch Investitionen in neu errichtete Windparks in der Nordsee zu decken, die ab Ende nächsten Jahres Strom liefern sollen.
Doch der Flugverkehr wird damit nicht klimafreundlicher. Laut verschiedenen Studien entfallen bei den CO2-Emissionen auf den eigentlichen Flugbetrieb ca. 80–90 %. Beteiligt ist die Fraport aber nur an den bodengebundenen Aktivitäten – wie Bodenfahrzeuge und Vorfeldbetrieb, Energieverbrauch im Cargo-Bereich und den Terminals, sowie die Wartung von Flugzeugen.
Also: Die Fraport macht geschicktes Marketing und versucht damit den „Elefanten im Raum“ unsichtbar zu machen. Das machen wir nicht mit.
Bei kürzlichen Bus-Rundfahrten der Fraport unter dem Etikett „Nachhaltigkeitstour“ gab es einen Zwischenstopp am Tanklager, wo gut sichtbar auf einem Großtank aufgemalt ist: „Sustainable Aviation Fuels“. Klingt doch gut, hat aber mit der Realität des Flugverkehrs leider nichts zu tun. Derzeit gibt es ein großes Gezerre zwischen den Fluggesellschaften, EU-Vorgaben und der deutschen Bundespolitik über die schrittweise Beimischung von eFuels zum Kerosin. Viel zu teuer, Lufthansa nicht mehr wettbewerbsfähig und ähnliches ist zu lesen. Obwohl derzeit die Beimischung der SAF in homöopathischer Dosierung nur 0,2% beträgt.
Was steckt nun dahinter? Die SAF, welche in der Zukunft das ganze Kerosin als angeblich klimaneutrale Kraftstoffe ersetzen sollen, können zum kleineren Teil aus biogenen Reststoffen abgedeckt werden. Derart erzeugter Treibstoff ist also in dem großen Tank hier auf dem Flughafen, jedoch zu welchem Anteil in dem besagten Tank mit der großen Aufschrift ist nach Aussage der Fraport-Mitarbeiterin bei der Bus-Rundfahrt ein Betriebsgeheimnis der Fraport.
Kein Betriebsgeheimnis ist aber: Mit biogenen Altstoffen wie Frittenfett sind die notwendigen Mengen an Kerosin-Ersatz nicht zu leisten.
Allenfalls durch eine völlig utopisch hohe Anzahl an Windparks und einer technologisch aufwändig, d.h. Ressourcen verschlingende Umwandlung in sogenannte eFuels. Nachhaltig sind aber Windparks nur, wenn diese im wesentlichen zur direkten Nutzung für elektrischen Strom genutzt werden und nicht für eine Verschwendung in vermeidbaren Flugverkehr.
In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Rundschau lesen wir unter der Überschrift „Fraport will wieder Spitze sein“ den Untertitel: „Luftfahrtbranche sieht die Verantwortung für hohe Kosten und Wachstumsprobleme bei der Politik.“
Dem sollten wir alle gemeinsam entgegen halten: Wir sehen uns in der Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft, die nur mit einer drastischen Einschränkung des Flugverkehrs zu bewältigen ist. Den Wachstumsproblemen des Flugverkehrs müssen wir ein Wachstum unseres Widerstandes entgegen setzen.
Vielen Dank.
Fotos: Karl-Heinz Peil
siehe auch:

Fraport: Nachhaltigkeit als Alibi
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