Umweltbelastung Mikroplastik und SUV im Straßenverkehr

Umwelt- und Gesundheitsbelastungen durch den Straßenverkehr werden klassisch in Verbindung gebracht mit Lärm und Luftschadstoffen. Letzteres wird durch flächendeckende Messungen von Feinstaub und Stickoxiden erfasst. Bezüglich der aktuellen Messwerte in Städten zeigt sich hier – gemäß den veröffentlichten Daten wie z.B. durch die HLNUG für Hessen (aktuell vom 14.2.2024) – eine Stabilisierung auf Basis der gültigen Grenzwerte. Anders würde es aber aussehen, wenn die wesentlich strengeren WHO-Empfehlungen in EU-Grenzwerte und darauf aufbauend auch in die deutsche Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) umgesetzt würden.

Der Straßenverkehr verursacht aber noch eine weitere gravierende Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch Mikroplastik – mit zunehmender Tendenz. Als Mikroplastik gelten Teile mit einem Durchmesser von höchstens fünf Millimetern (5000 Mikrometer).  Mikroplastik-Partikel benötigen teils hunderte Jahre bis zu ihrem vollständigen Zerfall bzw. ihrer Zersetzung, so dass sie als persistent bezeichnet werden.

Zum Vergleich: Die gleichfalls in großem Maße vom Straßenverkehr verursachte Feinstaub-Kategorie PM 2,5 erfasst Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer. Diese bleiben auch mit zunehmenden Anteil von Elektroautos im Straßenverkehr nach wie vor ein Problem. (Siehe dazu auch: Feinstaubproblem bleibt ungelöst)

In noch wesentlich höherem Maße als bei reinen Luftschadstoffen ist die Emission von Mikroplastik im Straßenverkehr abhängig von Größe und Gewicht der Fahrzeuge. Damit ergibt sich ein enger Zusammenhang zwischen Reifen- und Bremsabrieb durch die zunehmende Verbreitung von SUV und unzureichenden bzw. nicht vorhandenen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Niedrigeres Tempo, reduzierte Beschleunigungs- und Bremsvorgänge sowie leichtere Fahrzeuge reduzieren den Reifenverschleiß und damit auch Umwelt- und Gesundheitsbelastungen.

Nachfolgend dazu einige Hinweise bzw. Auszüge aus aktuellen Quellen. In dem zitierten Forderungskatalog der DUH bezüglich SUV wird Mikroplastik nur als ein Kriterium unter vielen anderen erwähnt. Dieses zeigt aber umso deutlicher, warum gerade die zunehmende Verbreitung von SUVs als kontraproduktiv für eine Verkehrswende vor allem in Innenstädten zu sehen ist (KP).

Reifenabrieb durch Mikroplastik

Der VCÖ hat in einem aktuellen Beitrag bzw. Factsheet auf den Straßenverkehr und dort vor allem auf die SUV als Hauptverursacher von Mikroplastik in der Umwelt verwiesen (mehr als 50%) .
Quelle: https://vcoe.at/publikationen/vcoe-factsheets/detail/mikroplastik-emissionen-des-verkehrs-sind-zu-reduzieren

Einheitliche Messmethoden sind notwendig

Anfang November des Jahres 2023 hat das Europäische Parlament den von der EU-Kommission vorgeschlagenen neuen Grenzwerten (Euro7) für Schadstoff-Emissionen von Personenkraftwagen zugestimmt. Mit der neuen Verordnung wird es erstmals einen Grenzwert für Partikel-Emissionen von Bremsen und Reifen und Regeln für Mikroplastik-Emissionen von Reifen geben. Davon sind auch Elektro-Fahrzeuge betroffen. Die Abgasnorm Euro 7 wird für neue Kraftfahrzeuge voraussichtlich im Jahr 2026 oder 2027 in Kraft treten.

Leichtere Fahrzeuge sind sauberer

Das Gewicht der Pkw nimmt zu. Während im Jahr 2003 die in Österreich neu zugelassenen Diesel-Pkw im Schnitt etwas mehr als 1.500 Kilogramm wogen, waren es im Jahr 2021 bereits durchschnittlich 1.660 Kilogramm. Die von den Herstellern forcierten SUV treiben das Gewicht der Autoflotte in die Höhe. Der SUV-Anteil an Neuwagen nahm von acht Prozent im Jahr 2005 auf 45 Prozent im Jahr 2023 zu.

Eine ähnliche Bewertung erfolgt aus der Schweiz, wo der Anteil des Straßenverkehrs an der Freisetzung von Mikroplastik noch höher angesetzt wird.
Quelle der nachfolgenden Auszüge: https://www.infosperber.ch/umwelt/woher-am-meisten-mikroplastik-stammt-von-den-autos/ (14.12.2023)

Der [Schweizer] Bundesrat geht davon aus, dass durch Pneuabrieb in der Schweiz jährlich 21’200 Tonnen Mikroplastik freigesetzt werden. Das sind 3,3 Kilo pro Motorfahrzeug. Oder 93 Prozent des gesamten Mikroplastiks, das in der Schweiz anfällt.

Beschleunigen und Bremsen

Pneuabrieb entsteht wegen der Reibung zwischen Pneu und Strasse – besonders beim Beschleunigen, beim Bremsen und beim Lenken. Das führt zum Pneu- und zum Strassenabrieb. Einfluss auf die Menge des Pneuabriebs haben laut dem Bericht «das Fahrzeuggewicht, die Reifenbreite sowie die Brems-, die Beschleunigungs- und die Lenkkräfte». Eine Rolle spielen auch die Materialzusammensetzung der Pneus sowie deren Rollwiederstand.

Immer grösser, immer stärker

Damit ist klar: Der gegenwärtige Trend bei den Neuwagen-Verkäufen wird das Problem verschärfen. Denn wir Schweizer und Schweizerinnen kaufen immer grössere und immer stärkere Autos – vorzugsweise mit Allradantrieb auch fürs Flachland. Und der Trend hin zu Elektroautos hilft auch nicht. Denn Elektroautos sind wegen der Batterien schwerer. Zudem beschleunigen sie viel stärker als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotoren. Beides führt zu starkem Pneuabrieb.

Was bei uns zu fordern wäre

Hierzu kann auf einen weiteren Beitrag des Schweizer Internetportals Infosperber vom 8.2.2024 verwiesen werden:

XXL-Parktarife für SUV in Paris

Paris verlangt von Besuchern mit schweren Autos künftig dreifache Parkgebühren. Andere Städte haben ähnliche Pläne.
Quelle: https://www.infosperber.ch/umwelt/xxl-parktarife-fuer-suv-in-paris-und-die-schweiz/

Auszug:

Mit dem Sondertarif für schwere Autos will die Pariser Stadtregierung die von ihnen verursachten Belästigungen begrenzen. SUV verursachen schwerere Unfälle, verschmutzen die Umwelt stärker und brauchen mehr Platz.
Die höheren Parktarife gelten für Autos ab einem Leergewicht von 1,6 Tonnen. Bei Elektrofahrzeugen liegt die Limite bei 2,0 Tonnen. Nur Auswärtige zahlen mehr. Anwohner sind ausgenommen, ebenso Handwerker und Gesundheitsfachleute.
Die Pariser Massnahme hat Vorbildcharakter: Auch andere französische Grossstädte wie Lyon, Bordeaux oder Grenoble wollen höhere Parkgebühren für die schweren Autos.

SUV zerstören unsere Städte

Unter dieser Überschrift hat sich die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit einem umfangreichen Forderungskatalog positioniert.
Quelle: https://www.duh.de/projekte/suv-zerstoeren-unsere-staedte/