Dossier mit aktuellen Fortschreibungen – Stand: 6.11.2024
Eine S-Bahn-Anbindung für das Terminal 3 ist unstrittig. Unabhängig von der Sinnhaftigkeit eines Ausbaus sollte Terminal 3 aber nicht zusätzlichen Pkw-Verkehr induzieren. Dem gegenüber steht aber:
- In dem bereits fertig gestellten Parkhaus stehen 8.500 Stellplätze bereit.
- Das von Fraport realisierte Personentransportsystem (PTS, auch: Sky Line-Bahn) von Terminal 1 und 2 soll eine Kapazität von 4.000 Fahrgästen pro Stunde bieten.
- Die Anbindung der S7 für einen 15-Minuten-Takt sowie einem stündlichen Zwischenstopp des RE 70 befindet sich noch im Stadium der Vorplanung.
Mit welchen Kosten und welchen Eingriffen in die Umwelt eine S-Bahn-Anbindung verbunden sein wird, ist derzeit noch offen. Die bereits bekannten Planungen laufen aber auf eine Kombination von teurer Tunnellösung und massiven Eingriffen in FFH-Waldflächen hinaus.
Die betroffenen Waldflächen gehören zum größten Teil noch zum Stadtgebiet von Frankfurt am Main. Direkt an der Kreisgrenze zu Groß-Gerau gelegen betrifft dieses den Naherholungsbereich von Mörfelden-Walldorf. Ein kleinerer Teil von Waldflächen wäre bei Zeppelinheim betroffen.
Inhalt
Die Vorgeschichte
Auszüge aus einem Bericht der Zeitschrift Bahn-Report Nr. 2/2020:
Zur Erteilung einem Planungsauftrages an die DB InfraGO (damals: DB Netz AG) durch das hessische Wirtschafts- und Verkehrsministerium im Januar 2020:
… Das Projekt bedarf der zeitlichen und technischen Abstimmung mit der geplanten Neubaustrecke Rhein/Main – Rhein/Neckar… Die Mittel für die Anbindung sollen aus dem GVFG-Topf stammen … Die neue Trasse wird aus der Riedbahn südlich von Zeppelinheim niveaugleich aus- und nördlich von Walldorf niveaufrei durch Überquerung der Riedbahn wieder einfädeln und soll von der S7 Frankfurt Hbf – Riedstadt-Goddelau sowie den Regionalzügen in Richtung Mannheim bedient werden. Diese Streckenführung bedingt aber die Fertigstellung einiger Verbindungsstrecken im Zuge der NBS Frankfurt – Mannheim, um deren dichten Verkehr teils um die Einfädelung herum zu leiten.
Der Flughafenbetreiber hatte ursprünglich vorgesehen, die jährlich bis zu 21 Mio. zusätzlichen Fluggäste über den bestehenden Regionalbahnhof anreisen zu lassen und von dort mit einem automatischen Personentransportsystem zu dem auf einer ehemaligen US-Militärbasis gelegenen Abfertigungsgebäude zu befördern. Dagegen sprach jedoch die bereits heute sehr starke Auslastung dieser Station und der dorthin fahrenden Züge. …
Anmerkung: GVFG: Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz

Infos von der Deutschen Bahn
Projekt-Homepage der Deutschen Bahn
Homepage von FRMplus mit Infoseite zur Schienenanbindung Terminal 3
Auszüge
Mitteilung vom 18.6.2021: … Neben der Planung der Bahnstrecke und der Bahnstation wurden gleichzeitig Untersuchungen der Umweltsituation und der Baugrundverhältnisse im Planungsraum beauftragt. Ziel ist, bis Ende des nächsten Jahres eine Vorzugsvariante festzulegen.
Geplant für Anfang 2025: Start des Planfeststellungsverfahrens

Infos von DB Engineering
von der Homepage der DB Engineering & Consulting
Planungsleistungen mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit
Im Rahmen von Vorstudien wurden Varianten der verkehrlichen Anbindung untersucht und bewertet. Das neue Terminal 3 wird mit einer zweigleisigen Strecke an das bestehende Schienennetz angebunden. Für diesen Zweck ist auf der Strecke Mannheim–Frankfurt (Riedbahn) eine Ausfädelung der S-Bahn-Linie S7 im 15-Minuten-Takt zwischen den Bahnhöfen Zeppelinheim und Walldorf geplant. Am Flughafen soll die Strecke unterirdisch in einem Tunnel verlaufen. Die neue Station „Terminal 3“ soll zusätzlich stündlich mit der RegionalExpress-Linie RE70 erreicht werden können.
Ein großer Fokus bei der Planung wird auf die anspruchsvollen naturschutzrechtlichen Belange im Planungsraum gelegt. Sorgfältig werden dabei die Querungen von Trinkwasserschutz- und Fauna-Flora-Habitat-Gebieten behandelt. Diese finden Eingang in den entsprechenden Planungsraumanalysen und Verträglichkeitsprüfungen.
Das Projekt wird durch die Ingenieurgemeinschaft T3 (DB Engineering & Consulting, Sweco und Schüßler-Plan) realisiert.
Die Inbetriebnahme der SPNV-Anbindung ist für das Jahr 2030 geplant.
Infos von der Fraport
Von der Fraport-Homepage:
Die neue Sky Line-Bahn wird das vorhandene System ergänzen. Sowohl die neue als auch die bestehende Bahn erreichen ihr Ziel fahrerlos auf jeweils zwei Trassen. In etwa acht Minuten gelangen Reisende zukünftig vom Fern- und Regionalbahnhof zu Terminal 3 – und das an 365 Tagen im Jahr. Pro Stunde und Richtung schafft die neue Bahn zunächst mehr als 4.000 Fahrgäste. Dank der zweiminütigen Taktung sind auch knapp bemessene Anschlussflüge von 45 Minuten erreichbar. Ebenso wird für eine Verzahnung des bestehenden und des neuen Systems gesorgt. Fahrgäste haben in der erweiterten Station am Terminal 2 und beim Vollausbau von Terminal 3 in einer Erweiterung der Station am Flugsteig C die Möglichkeit, bequem zwischen dem neuen und bestehenden System umzusteigen.
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Alle Bilder: Screenshots aus Fraport-Video (PTS: Personen-Tansport-System)
Info aus dem Fachmagazin BauPortal
Quelle: BauPortal Nr.1/2024 – Online-Fassung
… Mit dem Ausbau der Südseite des Flughafens Frankfurt und dessen Herzstück, dem Neubau des Terminals 3, stemmt die Betreibergesellschaft Fraport AG gegenwärtig das größte rein privat finanzierte Infrastrukturprojekt in Europa mit einem Gesamtvolumen von rund vier Milliarden Euro. …
2014 erfolgte der Planfeststellungsbeschluss, verbunden mit der Erteilung einer offiziellen Baugenehmigung. Damit ausgestattet, gründete die Fraport AG die Tochtergesellschaft Frankfurt Ausbau Süd GmbH (FAS) und übergab die Realisierung vollständig in deren Verantwortung. …
Nach der geplanten Indienststellung von Terminal 3 im Jahr 2026 mit drei Flugsteigen wird die Kapazität zunächst bei bis zu 19 Mio. Reisenden pro Jahr liegen. Im Vollausbau mit einem zusätzlichen vierten Flugsteig und dem erweiterten Flugsteig G könnte das Aufkommen langfristig bis auf 25 Mio. Passagiere steigen. …
Die Fahrbahnen führen entweder direkt in das gegenüber dem Terminalhauptgebäude entstehende zweigeteilte Parkhaus, in dem auf acht Geschossen bis 8.500 Pkw Platz finden. Oder für die kurze An- und Abfahrt zu dem 550 m langen und 30 m breiten Vorfahrtstisch, der direkt zur Abflugebene des Hauptgebäudes führt. Unter dem auf massiven Beton-Stützen in V-Form gelagerten Brückenbauwerk befindet sich die Zufahrt zur Ankunftsebene. …
Davor entsteht die Endstation der Sky Line-Bahn, die das neue Terminal mit den Terminals 1 und 2 sowie den Bahnhöfen auf der Nordseite verbindet. Um das Vorfeld und die beiden zentralen Start- und Landebahnen umfahren zu können, wurde eine Doppeltrasse mit 5,6 km Länge teils auf T-Stützen, im Bereich der beiden Runways ebenerdig errichtet. Im späteren Betrieb können bis zu 4.000 Reisende pro Stunde bei Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h innerhalb von acht Minuten zwischen den Terminals pendeln.
Auskünfte der DB InfraGO
Nach einer vorliegenden Auskunft der DB InfraGO vom 15.10.2024 hat sich die Vorplanung der S-Bahn-Anbindung von ursprünglich Mitte 2022 auf 2025 verzögert wegen der notwendigen Kreuzung mit dem Logistikgelände der Fa. Dachser auf dem Flughafengelände. Dazu müsste die bestehende Logistikhalle teilweise zurück gebaut werden.
(Anmerkung KP: Die Halle hat eine Größe von 160 x 55 m, ist also relativ klein verglichen z.B. mit der Logistikhalle von Dachser am Gehespitz in Neu-Isenburg mit einer Größe von 250 x 95 m, wie aus Kartendarstellungen und Satellitenbildern zu entnehmen ist).
Nach Angabe der DB InfraGO werde noch geprüft, ob wegen dieser Problematik eine Herstellung des Tunnels mit Vortriebsmaschine statt offener Bauweise erfolgen kann, um „Dachser nicht zu beeinträchtigen und gleichzeitig die unmittelbaren Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern„.
Bezüglich der Umweltverträglichkeit heißt es seitens der DB InfraGO: „Im Rahmen der Vorplanung wurden bereits Umweltuntersuchungen durchgeführt: Scoping-Verfahren, die Vorprüfung der FFH-Verträglichkeitsstudie sowie eine faunissche Planungsraumanalyse. Für die weiteren Leistungsphasen sind noch tiefergehende Umweltuntersuchungen vorgesehen.“
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Kartenausschnitt mit FFH-Gebiet an den Stadtgrenzen Frankfurt a.M. und Landkreis Groß-Gerau (grün: FFH, gestreift: FFH- und Vogelschutzgebiet, rote Linie: Grenze Frankfurt zu Landkreis Groß-Gerau), Quelle: HLNUG |
Kartenausschnitt Google Maps mit Logistikhalle der Fa. Dachser |
Kommentar und Alternativen
Noch besteht eine Schienen-Infrastruktur von der Riedbahn zur früheren US Air Base Rhein-Main (Fotos: KP, 30.7.24).
Es ist deshalb zu fragen, warum die bestehende Schienen-Infrastruktur nicht für eine direkte S-Bahn-Anbindung an die Riedbahn genutzt werden, d.h. mit einer Haltestelle als Übergang von dem Bahn-Schienennetz zur Sky Line-Bahn bzw. PTS der Fraport. Dieses würde nur einen Bruchteil der entstehenden Kosten für eine S-Bahn-Station am Terminal 3 verursachen, zumal eine teure Tunnellösung in bergmännischer Bauweise abzusehen ist.
Interessant ist hierbei auch, dass derzeit die S-Bahn-Anbindung zum Terminal 3 auf der Fraport-Homepage überhaupt nicht erwähnt wird. Angesichts der mit Eröffnung von Gate G am Terminal 3 realistisch zu veranschlagenden Passagierzahlen dürfte auch die Leistungsfähigkeit des PTS kaum an Grenzen stoßen.
Eine S-Bahn-Station an der Riedbahn mit direkter Anbindung an eine eigene Trasse des PTS auf dem vorhandenen Gleiskörper, der ja direkt zum Terminal 3 führt, könnte auch mit flexiblen Taktzeiten erfolgen, um theoretische Spitzenbelastungen von Umsteigern an dieser S-Bahn-Station abzufedern. Die Planungen für eine S-Bahn-Station am Terminal 3 gehen zwar von unrealistisch hohen Passagierzahlen aus, jedoch wäre eine solche Lösung auch für Beschäftigte am Flughafen mit Wohnort im Süden bzw. SPNV-Anbindung über die Riedbahn eine sehr vorteilhafte Lösung.
Zu erwähnen ist noch, dass ursprünglich eine Finanzierung der S-Bahn-Station mit Tunnelanbindung durch die Fraport in der Diskussion war. Davon hat man sich wohl klammheimlich verabschiedet, denn der derzeit noch laufende Planungsauftrag wird ja von dem Hessischen Wirtschaftsministerium finanziert. Bleibt dann noch die Frage: Wird die S-Bahn-Station am Terminal 3 letztlich überhaupt durch das Land Hessen als finanzierbar angesehen, wenn nach Abschluss der Vorplanung eine Kostenberechnung vorgelegt wird? Eine autogerechte Anbindung von Terminal 3 durch das bereits fertig gestellte Parkhaus mit 8.500 Plätzen ist bereits gegeben. Eine Verlagerung von Straßenverkehr auf die Schiene hat für die Fraport offenbar keine Priorität.
Die Ausbaukosten für „das [gegenwärtig] größte rein privat finanzierte Infrastrukturprojekt in Europa mit einem Gesamtvolumen von rund vier Milliarden Euro“ beinhalten eindeutig nicht den S-Bahn-Anschluss. Diese bisher noch nicht bekannten Kosten sollen aus dem GVFG-Topf (siehe oben) des Hessischen Wirtschafts- und Verkehrsministeriums entnommen werden, das bereits die Planungskosten übernimmt. (KP)
Update 29.10.24: Beschreibung von DB Enineering & Consulting | Auskunft von DB InfraGO | Kommentar und Alternativen
Update 6.11.24: Beschreibung von Fachmagazin BauPortal, Ergänzung des Kommentars zu den Kosten