Eindrücke von einer Bus-Rundfahrt der Fraport am 2.10.25 – von Karl-Heinz Peil |
Fraport bietet regelmäßig zweistündliche Rundfahrten auf dem Flughafengelände an, wofür sogar ein eigenes „Gate C1“ am Terminal 1 reserviert ist. Im Zeitraum Ende September bis Anfang Oktober wurden dazu bei den „Wochen der Nachhaltigkeit“ mehrmals spezielle Rundfahrten angeboten. Im Werbeflyer hieß es:
Airport-Touren mit besonderen Einblicken in Klima- und Umweltschutz
… Ein Expertenteam der Fraport AG informiert auf den jeweils zweistündigen Touren über modernes Abfallmanagement, fortschreitende Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien und Pflege der biodivers wertvollen Grünflächen an Deutschlands größtem Luftverkehrsdrehkreuz. Die Airline ergänzt das Programm mit Informationen rund um Hebel und Maßnahmen für nachhaltigeres Fliegen, von Flottenmodernisierung über Angebote und Services für Fluggäste bis zum Einsatz von Sustainable Aviation Fuel (SAF).
Auf der Fraport-Homepage ist ein ganzer Abschnitt dem Stichwort Nachhaltigkeit gewidmet.
Übersichtskarte von: OpenStreetBrowser.
Nachfolgend ein Bericht von der Busfahrt und dazu anschließend eine Kommentierung. Alle Fotos sind während der Bus-Rundfahrt entstanden. [In eckigen Klammern sind eigene Erläuterungen eingefügt].
Generelle Infos

Der größte Teil der Informationen war sicherlich generell, d.h. wie wohl auch bei anderen Rundfahrten. Wobei diese natürlich unterschiedlich ausfallen können und auch von Rückfragen der Teilnehmer an die beiden Fraport- und Lufthansa-Mitarbeiterinnen abhängen. Dazu nur beispielhaft einige der genannten Stichworte und Themen.
Bedauert wird, dass in Europa der Flughafen Frankfurt bezüglich der Größe nur noch an sechster Stelle steht, woran u.a. das relativ neue Drehkreuz Istanbul schuld sei. Bezüglich der mehr als 270 Destinationen weltweit seit aber Frankfurt immer noch die Nr. 1 in Europa. 50% der Passagiere seien Umsteiger zu anderen Destinationen.
Fraport sei auf 29 Airports vertreten, allerdings nicht auf allen auch operativ.
Das neue Terminal 3 solle auch dazu dienen, das dann zu schließende Terminal 2 „bedarfsgerecht“ umzubauen. Für die Lufthansa sei die nördliche Lage wegen der zentralen Anbindung deutlich vorteilhafter. Bei einem Vollausbau von Terminal 3 würde Terminal 2 aber das kleinste der drei Terminals. [Nachtrag vom 8.10.25: Bericht in der FR über die geplante Eröffnung von Terminal 3]
Elektrifizierung der Bodendienste


25% der Fraport-Fahrzeuge haben Elektroantriebe. Kritisch sei es aber bei starken Fahrzeugen, die bis zu 1200 PS Antriebsleistung aufbringen müssten. diese seien zudem ständig im Einsatz, weshalb auch wenig Spielraum zum Aufladen von Batterien bestehe, die bei Elektroschleppern notwendig würde.
Sustainable Aviation Fuels

Im nördlichen Teil des Flughafens befindet sich die Treibstoffversorgung, wobei ein Treibstofflager besonders auffällig ist. SAF sollen perspektivisch das Kerosin ersetzt, um damit CO2-neutral zu werden. Allerdings betrage derzeit die Beimischung von SAF beim Flugtreibstoff nur 0,2%, der zudem aus biogenen Stoffen bestünde. [Perspektivisch bis zu dem definierten Ziel der „Klimneutralität“ soll 75% von SAF durch eFuels gedeckt werden, was weitestgehend durch Windkraftanlagen mit Wasserstofferzeugung voraussetzen würde – siehe dazu weiter unten.] Der tatsächliche Anteil von SAF in dem riesigen Tank sei aber Betriebsgeheimnis. Maßgebend bleibe vorerst aber die Kerosinversorgung des Flughafens über mehrere Pipelinies von Rotterdam, Kelsterbach und der NATO-Pipeline.
Luftmessstationen

Kein Thema war bei der Rundfahrt die Belastung am und um den Flughafen mit Luftschadstoffen, obwohl die beiden Messstationen – betrieben von der HLNUG – auf der Wegstrecke der Bus-Rundfahrt lagen. Auch ansonsten erfährt man darüber wenig, da die Fraport die darauf basierenden Lufthygienischen Jahresberichte zuletzt für 2022 verfasst hat. Auf der Fraport-Homepage findet man aber immer noch die entsprechende Rubrik und (etwas versteckt) auch die genannten Berichte. Interessant auch: Unterhalb dieses Bereiches ist auf den Grasflächen eine natürlich angelegte Grube vorhanden, wo sich Fuchsbauten befinden sollen.
Grasflächen

Insgesamt seien auf dem Flughafengelände 400 ha Grasflächen vorhanden. Da diese auch für Kleintiere Lebensraum böten, würde nur einmal im Jahr, Ende Oktober, gemäht. Ausgenommen sind nur die Ränder der Start- und Landebahnen mit häufigeren Intervallen. Damit solle auch über die meiste Zeit des Jahres ein Bewuchs sichergestellt werden, der die Fläche für Greifvögel zum Aufspüren von Mäusen wenig attraktiv mache. Große Vögel seien immer eine Gefahr für Flugzeuge.
Auf den versiegelten Flächen wird das Regenwasser abgeleitet und in die Kläranlage [unterhalb von Cargo City Süd] geführt.
Photovoltaikanlage

Noch im Status der Inbetriebnahme befindet sich aktuell die riesige Photovoltaikanlage, die kürzlich innerhalb von einigen Monaten aufgebaut wurde, nach einem langwierigen Genehmigungsverfahren und dem Ende der Brutzeit von Vögeln auf der Fläche. [Technische Erläuterung: Es handelt sich hierbei um sogenannte bifaziale Doppelglas-Solarzellen, also zweiseitige Zellen, die das Sonnenlicht über Vorder- und Rückseite nutzen. Im Unterschied zu normalen PV-Zellen ist zwar die Ausbeute pro Fläche weniger günstig, dafür verteilt sich der solare Ertrag besser über den ganzen Tag, vorzugsweise auch auf die Tagesrandzeiten.] Im Unterschied zur üblichen Schrägaufstellung von PV-Anlagen werde bei der Senkrechtaufstellung der Graswuchs nicht behindert.
Nachdem dieses seit Jahren in einer Pilotanlage getestet worden sei, habe man nun an der Westseite der Startbahn West über eine Länge von insgesamt 2,6 km mehrere Reihen mit PV-Modulen aufgestellt, plus einer weiteren, etwas kleineren Fläche an der Ostseite mit insgesamt 260.000 m².

[Auf der Fraport-Homepage heißt es (abgerufen am 7.10.2022 mit Verweis auf die seinerzeit bereits installierte Pilotanlage) unter der Überschrift: Freiflächen im Bahnsystem bieten erhebliches Potenzial „Sonnenstrom aus eigener Erzeugung fließt bereits seit März 2021 in größerem Stil in den Strommix von Flughafenbetreiber Fraport ein. Auf dem Dach einer Frachthalle in der CargoCity Süd produziert eine konventionell angelegte PV-Anlage auf einer Fläche von 13.000 Quadratmetern eine Spitzenleistung von gut 1,5 Megawatt. Perspektivisch sollen auf neuen Gebäuden wie dem Parkhaus für Terminal 3 weitere PV-Anlagen hinzukommen.“] |
Lufthansa-Flieger mit Haifischhaut

Schrittweise, d.h. im Rahmen der turnusmäßigen Werkstattaufenthalte, würden alle Flugzeuge der Lufthansa mit der sog. Haifischhaut [und der Aufschrift „Sharkskin-Technology“] versehen. Damit ergäbe sich eine Treibstoffeinsparung um 1%. Das Prinzip hierbei lautet: „der Natur nachempfunden“.
Cargo-City

Hingewiesen wird angesichts der umfangreichen Vorfeldtätigkeiten an den Passagiermaschinen auf deren Anteil der Luftfracht, welcher derzeit bei 38% liege.
Im eigentlichen Cargobereich müsse ein sehr hoher Aufwand [auch mit der elektrischen Stromversorgung] betrieben werden, um den Umschlag mit Lebensmitteln in die Lagerhallen und den daran anschließenden Lkw-Verkehr in einer geschlossenen Kühlkette zu halten.
Gesamtbewertung

Man kann manchen kleinteiligen Maßnahmen natürlich positive Seiten abgewinnen. Allerdings führt das leicht dazu, vor „lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen“ – was wohl auch beabsichtigt ist. Punkten möchte man bei Fraport mit einer anvisierten Klimaneutralität, die aber nur durch Strom aus Windkraftanlagen möglich wäre. Hierbei macht es natürlich einen Unterschied, ob es sich um einen bloßen Zukauf bei einem Stromanbieter, oder um eigene Investitionen handelt. Letzteres wäre hier der Fall durch die Errichtung von Windparks in der Nordsee. Darauf hingewiesen muss aber auch, dass der früher mal geplante Einsatz von Geothermie für die Wärmeversorgung im Terminal 3 wieder fallen gelassen wurde. Zudem kann man Strom aus Windkraftanlagen nicht zeitgleich zu einer äußerst ineffizienten Gewinnung von Wasserstoff nutzen, als Ausgangsprodukt für SAF, die trotz ihrer homöopathischen Dosierung als nachhaltige Treibstoffe deklariert werden.
Zu bedenken ist auch: Für die Fraport als Betreiber des Flughafens ist eine Klimaneutralität prinzipiell erreichbar, für die Fluggesellschaften auf Basis der beschworenen SAF aber definitiv nicht.
Positiv zu bewerten ist die Freiflächen-PV-Anlage. Diese ermöglicht wahrscheinlich eine erheblich größere Biodiversität, als dieses bei üblichen Anlagen dieser Art der Fall ist. Dieses gilt aus zwei Gründen:
1. Die senkrechte Aufständerung bietet bei vergleichsweise ungünstigen solaren Erträgen prinzipiell deutlich mehr Lebensraum für Flora und Fauna. Dieses darf aber nicht als generelle Bewertung verstanden werden, da im Einzelfall mehrere Parameter für das spezifische Ökosystem maßgebend sind.
2. Freiflächen-PV-Anlagen sind in der Regel definiert als „abgeschlossene elektrische Betriebsstätte“, während sich auf dem Flughafen die PV-Anlagen auf einem nur gesamthaft abgesperrten, großen Betriebsgelände befinden, was für die Fauna wesentlich mehr Möglichkeiten bietet, wie z.B. Fuchsbauten.
Dennoch muss kritisiert werden, dass die Freiflächen-PV-Anlagen vorrangig für das Marketing eingesetzt wird, wie z.B. aus den großen Werbetafeln im Terminal 1 ersichtlich, mit den sich die Fraport als nachhaltig in Szene setzt. Der große Aufwand für die Freiflächen-PV steht im Kontrast zu den minimal genutzten Dachflächen, deren Potenzial erheblich größer ist als auf den beschränkt verfügbaren Freiflächen.
Die Belastung mit Luftschadstoffen, vor allem Ultrafeinstaub, bleibt beim Thema Nachhaltigkeit fast völlig außen vor. Lediglich bei der Teil-Elektrifizierung der Bodenflotte klingt dieses an. Hierbei können die Argumente für die angeblich vorhandenen Hindernisse für eine Voll-Elektrifizierung aber nicht überzeugen, womit vor allem die gesundheitliche Belastung der Bodendienst-Mitarbeiter erheblich reduziert würde.
Das genannte Beispiel der „Sharkskin-Technology“ (Haifischhaut) der Lufthansa zeigt, dass ebenso wie bei dem Hauptproblem Fluglärm mit vielen kleinteiligen Maßnahmen minimale Verbesserungen möglich sind. Diese ändern aber nichts an der Grundproblematik. Der Grundtenor liegt auch bei den Rundfahrten mit Nachhaltigkeits-Etiketten auf der Betonung von Wachstumszielen. Man möchte seitens der Fraport weltweit und in Europa Spitzenreiter sein und bedauert sich, wenn es dann doch nicht so gut läuft wie vor dem Corona-Einbruch 2020.