

Aktuelle Studie: DLR zeigt hohe Hitzebelastung in deutschen Großstädten
Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt – 13.8.2025
Auszug:
Erstmals liefert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine systematische Analyse der Oberflächentemperatur-Verteilung für Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern in Deutschland. Dabei zeigt sich, dass die Versiegelung die Hitzebelastung in unseren Städten verstärkt: Gerade in hochversiegelten, dicht bebauten Stadtlagen kommt es zu erhöhten Temperaturen. Für die ausgewählten mehr als 70 Großstädte, darunter Berlin, München, Frankfurt, Stuttgart, Köln und Hamburg, ist dies nun räumlich aufgelöst entsprechend der geografischen Lage und Struktur nachvollziehbar. Dafür wurden thermale Aufnahmen der US-amerikanischen Landsat-Satelliten ausgewertet. […]
Die Forschenden des DLR haben die durchschnittlichen Oberflächentemperaturen von Juni, Juli und August in den Jahren 2013 bis 2024 einbezogen. Oberflächentemperatur und Lufttemperatur entsprechen sich nicht 1:1, sie stehen aber in direktem Zusammenhang und die räumlichen Muster ähneln sich. So lassen sich Hitze-Inseln eindeutig anhand der Oberflächentemperaturen identifizieren. Diese werden in Beziehung gesetzt zu Variablen wie Stadtgröße, Lage in Deutschland und Lage im Stadtgebiet. Hinzu kommen verschiedene Stadtstrukturtypen wie Einfamilienhausgebiet, Großwohnsiedlung oder Blockbebauung. Die Forschenden haben zusätzlich Erdbeobachtungsdaten mit Stadtklimamodellen kombiniert, um die Temperaturverteilung in verschiedenen Stadtgebieten mit bis zu einem Meter Auflösung detailliert zu simulieren. […]
Allgemein zeigt sich: Städtische Strukturen mit geringer Bebauungsdichte und hohem Grünanteil weisen geringere Temperatur-Differenzen zum Umland auf als dicht bebaute Gebiete mit geringerem Grünanteil. Grüne und blaue Infrastruktur – also Vegetation und Wasserflächen – haben abhängig von ihrer Größe eine signifikante Temperaturwirkung. Sie werden wegen ihres Kühlungseffekts schon heute als Anpassungsmaßnahmen eingesetzt. Vor allem Stadtgrün kann städtische Temperaturen signifikant senken. […]
Frankfurt: Versiegelung in Grünanlagen
Die Dramatik der sommerlichen Hitzebelastung, die vor allem Großstädte wie Frankfurt trifft, ist zumindest bei städtischen Ämtern noch nicht wirklich angekommen. Dieses zeigt ein aktuelles Beispiel aus Frankfurt in Grünanlagen, über die in der Stadtausgabe der FR am 9.8.2025 (Beton statt Splitt und Schotter) und nochmals am 15.8. (Versiegelung in Grünanlagen) berichtet wurde:
Das Klimadezernat befürwortet Betonpflaster im Grünen Ypsilon und verweist etwa auf die Haltbarkeit.
Durch die Belastung entstehen schnell Spurrillen oder Schäden, nach Regenfällen oft auch große Pfützen, die die Nutzung für Fußgänger:innen, Radfahrer:innen, Rollstuhlfahrer:innen oder Familien mit Kinderwagen erschweren“, sagte sie. Das zuständige Grünflächenamt habe eine Nutzwertanalyse durchgeführt, die eine in Parks und Grünflächen übliche wassergebundene Decke mit Asphalt, Betonpflaster und sogenanntem CO₂-reduziertem Betonpflaster verglichen habe.
Kriterien waren demnach Bauzeit, Kosten, Haltbarkeit, CO₂-Bilanz, Wurzelverträglichkeit, Unterhaltungsaufwand, Barrierefreiheit und Nutzerfreundlichkeit bei jedem Wetter.
Als Ergebnis habe sich das CO₂-reduzierte Betonpflaster als die geeignetste Variante herausgestellt. Nachteile sind Aufheizung und Versiegelung der Wege. Gegen eine zu starke Aufheizung soll der graue Beton an „das naturnahe Erscheinungsbild eines Parkwegs“ angepasst werden.
In einer Pressemitteilung des BUND Frankfurt heißt es dazu:
Der BUND Kreisverband Frankfurt betrachtet mit großem Unverständnis die aktuelle Planung des Grünflächenamtes, im Grünen Ypsilon 1,2 Kilometer Wegstrecke in 3,5 Meter Breite mit wasserundurchlässigem Betonpflaster anzulegen. Das wird auch mit dem Hinweis des Klimareferates nicht besser, dass der Aufheizung der Betonsteine durch die Gestaltung mit einem „naturnahen Erscheinungsbild“ der Pflastersteine entgegengewirkt werden solle. Das wäre reine Kosmetik und änderte nichts an der Hitzespeicherfähigkeit des Betons.
Diese Wege sind derzeit mit einer wassergebundenen und damit wasserdurchlässigen Decke versehen, wie es auch in allen anderen Parks in Frankfurt üblich ist, so im Grüneburg- Günthersburg-, und Niddapark. In allen diesen Parks gibt es von Radelnden stark frequentierte Wegebeziehungen. Im Grünen Ypsilon sollen nun auf solchen Wegen der Staub im Sommer und Pfützen bei starkem Regen eine Versiegelung notwendig machen? Da kann man nur sagen: Wehret den Anfängen.
1,2 km betonierte Wege entsprechen mehr als 200 Parkplätzen für PKWs. Wird diese Tatsache von den zuständigen Ämtern berücksichtigt? Wird darüber nachgedacht, welch ein Schaden damit der Hitzeresilienz der Stadt zufügt würde? Für die Menschen, die unter der übermäßigen Sommerhitze in der Stadt leiden? Schließlich ist es für die Hitzewirkung solcher versiegelten Flächen egal, ob sie als Parkplätze am Straßenrand oder als Radwege in Parks liegen.
Die vorgelegten Begründungen sind auch deswegen nicht nachvollziehbar, weil die Gesamtheit der notwendigen Kriterien nicht berücksichtigt wird. So fehlt die Betrachtung der Aufenthaltsqualität und der gesundheitlichen Wirkungen bei sommerlichen Temperaturen. Dafür kann die Versiegelung mit Betonpflaster nicht als Nebenwirkung abgetan werden. Auch die Beeinträchtigungen des Mikroklimas in diesem bereits überlasteten Bereich ist einzubeziehen, sowie die Notwendigkeit des Erhalts von Kaltluftentstehungsflächen, die im Klimaplanatlas der Stadt Frankfurt dokumentiert sind. Im Green-City-Konzept sind solche Grünflächen als „Speichen“ für die Belüftung der Stadt ausgewiesen.
Ziel der Stadt Frankfurt muss sein, solche Einzelmaßnahmen in eine ämter- und flächenübergreifende Bewertung einzubinden, die auch im aktuellen Masterplan Mobilität gefordert wird. Leider wird jedoch auch darin das Zusammenspiel von Mobilitätserfordernissen und gesundheitlichen Wirkungen noch nicht gesamtheitlich betrachtet. Damit ergäbe sich zwangsläufig eine fundiertere Bewertung von Einzelmaßnahmen. […]
Auszugsweise wird diese PM zitiert in der FR vom 23.8.2025 unter dem Titel: „Was spricht für Betonwege im Park, was dagegen?“.
Gastkommentar in der FR zu Klimakrise und Hitze
Interessant dazu ist ein Kommentar im überregionalen Teil der FR vom 25.8.2025 (Online-Fassung vom 24.8.2025) unter dem Titel „Klimakrise und Hitze: Tief Luft holen und los„:
Es gibt politische Versäumnisse, die jeder Mensch sehen und spüren kann. Tag für Tag. Das fehlende Grün in vielen Städten ist dafür ein gutes Beispiel. Versiegelte Flächen spenden keinen Schatten, Betonblöcke rauben die Sicht und den Atem. Wer an einem heißen Tag durch Frankfurt läuft, durch Rüsselsheim oder Mainz, schwitzt, japst und ärgert sich. Warum gibt es kein ambitioniertes Programm zur Begrünung und Entsiegelung? […]
In einigen Städten wie Frankfurt gibt es mittlerweile eine Begrünungspflicht für Neubauten. Aber genügt das? Beim Altbestand und bei privaten Eigentümern ist es schwieriger, Lösungen zu finden. Dazu kommt der Ehrgeiz vieler Kommunen, möglichst schnell neue Wohnungen zu bauen – leider oft ohne strenge ökologische Vorgaben.
Obwohl es lokale Förderprogramme für mehr Grün gibt, bleibt es vielerorts grau. Es ist beschämend, dass selbst in Städten, in denen über viele Jahre die Grünen mitregiert haben, zu wenig für den Hitze- und Klimaschutz getan wurde. […]
Es könnte ein Gewinnerthema für die schwarz-rote Koalition sein. Andere Themen sind weniger populär und greifbar. Kanzler Friedrich Merz hat beteuert, seine Regierung werde der Bundeswehr alle Mittel zur Verfügung stellen, die sie brauche, um konventionell zur stärksten Armee Europas zu werden. Selbst diejenigen, die das für notwendig halten, werden darüber nicht in Jubel ausbrechen. Ähnliches gilt für politische Großbaustellen wie eine Renten- oder Pflegereform. […]
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