Ultrafeinstaub-Belastung durch Flughafen

Nachfolgend der komplette Text eines Leserbriefes von Wolfgang Heubner, der von ihm nach einem Artikel in der FR vom 15.3.25 „Hohe Belastung durch Ultrafeinstaub“) erstellt wurde. Auszugsweise wurde dieser am 2.4.25 im Leserforum der FR veröffentlicht.

Flughafen Frankfurt gefährdet Gesundheit: Hohe Belastung durch Ultrafeinstaub (Online-Fassung vom 14.3.25)

Ich bin schon sehr erstaunt, dass man heute immer wieder Ultrafeinstaub thematisieren muss, obwohl man Anhand diverser Studien schon lange weiß, dass Ultrafeinstaub sehr gefährlich für die menschliche Gesundheit ist. Denn Ultrafeinstaub ist lungengängig, blutgängig, überwindet die Blut- Hirnschranke und auch die Placenta, da man schon vor einigen Jahren Ultrafeinstaub im Blut von Embryos nachweisen konnte.
Laut Aussage eines führenden deutschen Kardiologen geht man heute davon aus, dass Ultrafeinstaub, der eingeatmet wird, mit größter Wahrscheinlichkeit nicht wieder ausgeschieden wird, also im menschlichen Körper verbleibt und somit schädigend ist.
Bereits 2010 wurde am Flughafen Kopenhagen eine Studie „Luftverschmutzung an Flughäfen, ultrafeine Partikel“ durchgeführt, die zunächst auf 2 Jahre geplant war. Hierzu wurden 3 Messstationen an den Außenarbeitsplätzen der Mitarbeiter am Flughafen aufgestellt und parallel dazu die Mitarbeiter begleitend arbeitsmedizinisch untersucht. Dabei hat man erkannt, dass Erkrankungen, die wahrscheinlich durch die Luftverschmutzung an Flughäfen verursacht werden, für die Mitarbeiter an Flughäfen eine massive Bedrohung darstellt. Hierbei wurden Messwerte von bis zu 90.000 Partikel pro cbm gemessen. Aufgrund der am Flughafen gewonnenen Erfahrungen hat man sich dazu entschlossen die Studie weiter fortzuführen.
Kopenhagen hatte im Schnitt ca. 53 % der Flugbewegungen und ca. 45 % der Passagiere von Frankfurt und man hatte bereits vor 2010 erkannt, wie wichtig es ist, das Thema Ultrafeinstaub und dessen Auswirkungen auf die im Vorfeld arbeitenden Mitarbeiter zu untersuchen.
Am Flughafen Frankfurt gibt es keine Messstationen in der Nähe der Arbeitsfelder der Vorfeldmitarbeiter. Die beiden Messstationen am Flughafen sind Ost und Flughafen Nord. An beiden Stationen wird erst ab PM10 also Feinstaub aber kein Ultrafeinstaub gemessen. Außerdem befinden sich diese Messstationen von den Arbeitsplätzen am östlichen und westlichen Ende der Center- und Südbahn. Laut BFV sind Gepäckabfertiger/innen an Flughäfen besonders großen Belastungen ausgesetzt. Sie atmen im Durchschnitt Luft mit 37.000 Partikeln pro Kubikzentimeter ein. Laut WHO liegt die gesundheitsschädliche Grenze bei 10.000 Partikel.
In Frankfurt haben wir fast doppelt so viele Flugbewegungen und somit ist der Ausstoß von Ultrafeinstaubpartikeln auch entsprechend höher. Und trotzdem hält man es in Frankfurt nicht für nötig, entsprechende Messstationen in der Nähe der Arbeitsplätze der Mitarbeiter zu installieren und entsprechend auszuwerten und parallel mit dem Gesundheitszustand der Mitarbeiter abzugleichen.
Darüber hinaus dürfen die Jets angetrieben von ihren Düsen immer noch über die Rollfelder rollen, obwohl dies zu einem weiteren Ausstoß von Schadstoffen führt. Die Jets könnten ohne weiteres mit elektrisch betriebenen Flugzeugschleppern gezogen werden. Dazu müsste Fraport ihre Elektromobilität (aktuell 3/2025 = 26%) von nur 3 Flugzeugschleppern deutlich erhöhen. Das Schleppen der Flugzeuge auf den Rollbahnen lehnen die Luftverkehrsgesellschaften ab, da die Wegezeit deutlich länger wird.
Laut dem Statement des Dachverbands für sauberen Verkehr und Energie in Europa, T&E, Transport & Environment: Flugverkehr als dreifaches Gesundheitsrisiko: Luftverschmutzung, Lärm und Klimafolgen.
Dabei könnte die Luftbelastung kurzfristig verringert werden: Derzeit enthält Kerosin – anders als Kraftstoffe für Autos – hohe Schwefelanteile, wodurch die Menge der Ultrafeinpartikel deutlich erhöht ist. Schwefel- und Aromaten armes Kerosin wäre jedoch kostengünstig herstellbar und sollte daher Standard werden. Damit könnten laut Studie Ultrafeinpartikel um bis zu 70 Prozent reduziert werden. Im Straßen- und Schifffahrtssektor wurde dieser notwendige Schritt schon vor Jahren unternommen, aber im Flugverkehr herrschen noch Qualitätsstandards des letzten Jahrhunderts„, so Marte van der Graaf von T&E.
Aufgrund der umfassenden Erfahrungen mit Ultrafeinstaub und der gesundheitlichen Belastung der betroffenen Bürger, ist für mich klar, warum man bis heute noch keinen Grenzwert zum Ultrafeinstaub festgelegt hat, denn dies würde bedeuten, dass man bei entsprechenden Überschreitungen der Grenzwerte, Einschränkungen des Flugverkehrs verordnen müsste.
Dies zeigt für mich eindeutig, dass Klima- und Gesundheitsthemen für die Luftverkehrsindustrie weit hinter dem Profit stehen. Es wundert mich deshalb nicht, warum die Gesundheitskosten so massiv ansteigen.

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